Bericht über den Besuch der Battenberger CDU-Stadtfraktion Frankenberger Zeitung vom 12.10.08

Battenberger Gesamtschule wird "Schule des Jahres"

 

Battenberg (jos). Eine Schule ohne Kreide? Das ist zwar noch Zukunftsmusik, aber für Helmut Frenzl offenbar durchaus schon vorstellbar. Eine Tafel gibt es in der Battenberger Gesamtschule bereits, die ausschließlich per Computer bedient wird. Der Schulleiter hätte gerne noch mehr davon. Generell sei die Schule aber derzeit gut ausgestattet, sagte Frenzl bei einem Besuch der Battenberger CDU-Fraktion. Dass das multimediale Arbeiten an der Schule Einzug gehalten hat, wird jetzt von einer Medieninitiative des Landes Hessen honoriert: Sie verleiht der Schule laut Frenzl am 6. November den Titel „Schule des Jahres“.

 



Modernes Lernen: Schulleiter Helmut Frenzl führte die Battenberger CDU durch das multimedial ausgestattete Lernzentrum und weitere frisch sanierte Räume der Gesamtschule. Die Medieninitiative Schule@Zukunft des Landes Hessen wolle die Battenberger Schule im November mit dem Titel ?Schule des Jahres? auszeichnen, erklärte Frenzl ? und erhielt spontan Applaus von den Kommunalpolitikern.(Foto: jos)


Alleine die Ausstattung bringt es nicht. Deshalb hat die Battenberger Gesamtschule ein eigenes Konzept zum Schwerpunkt neue Medien entwickelt. „Wir wollen die Schüler qualifizieren, selbstständig etwas zu erarbeiten“, betonte Frenzl. Wie das funktionieren kann, erläuterte der Schulleiter am Beispiel einer neunten Realschul-Klasse, in der er selber unterrichtet. Mit der Klasse hat Frenzl eine eigene Internetseite erstellt. Darin eingebunden sind beispielsweise Lern-Videos aus der Video-Plattform „YouTube“. „Die Schüler sollen einmal sehen, dass es dort nicht nur Spaß-Videos gibt“, erläutert Frenzl. Außerdem arbeitet Frenzl mit der Klasse auf einer Plattform mit dem Namen „lo-net“ (www.lo-net2.de). Diese Plattform funktioniert ähnlich wie zum Beispiel die Netzwerke „StudiVZ“ oder „wer-kennt-wen.de“. Schüler und Lehrer bekommen einen persönlichen Zugang und legen sich ein Profil an. Über die Plattform werden dann allerdings nicht Party-Fotos veröffentlicht, sondern Hausaufgaben gestellt und Lerninhalte besprochen. Im Forum der Klasse wird zum Beispiel über das Lerntempo diskutiert. Aber kommen Schüler dann überhaupt noch ohne einen privaten PC mit Internetzugang aus? „Besser ist es schon, wenn man einen Computer zu Hause hat. Aber unser Lernzentrum ist ja auch täglich von 9 bis 15 Uhr geöffnet“, erklärte Frenzl. Das Lernzentrum befindet sich in einem der frisch sanierten Räume der Gesamtschule und ist mit 60 modernen Rechnern ausgestattet. Dort können die Schüler laut Frenzl unter Aufsicht jederzeit an den Computern mit Internetzugang arbeiten. Auch während des Unterrichts könne es schon einmal vorkommen, dass Lehrer einzelne Schüler mit Recherche-Aufgaben ins Lernzentrum schicken, erklärte der Schulleiter. Die Schüler würden dann auf verschiedenen Internetseiten Informationen zu einem Thema sammeln. „Wichtig ist allerdings, dass die Schüler nicht einfach alles ausdrucken. Sie müssen die Informationen auch verstehen und dann selbstständig vortragen.“ Aber nicht nur im multimedialen Arbeiten hat sich die Gesamtschule laut Franzl stark weiter entwickelt. So seien zum Beispiel Musik-Klassen und bilingualer Unterricht eingeführt worden. Die Musik-Klassen werden für die Realschüler und Gymnasiasten angeboten. In diesen Klassen lernt jeder ein Instrument. Die Klassen haben weniger Kunstunterricht und dafür wöchentlich eine Stunde mehr Musik und eine Stunde Instrumentalunterricht. Dieses Jahr habe es 72 Neuanmeldungen gegeben. Zwei Drittel der Gymnasiasten entscheide sich für eine Teilnahme am bilingualen Unterricht. Dafür gibt es in der fünften Klasse eine Zusatzstunde Englisch, in der die Kommunikation im Vordergrund stehe. Ab der siebten Klasse wird dann im jährlichen Wechsel ein Fach komplett auf Englisch unterrichtet. Für den gleichen Stoff wie im rein deutschsprachigen Unterricht erhalten die Schüler im bilingualen Unterricht dann eine Stunde mehr pro Woche. Diese Zusatzangebote hätten bei der Entscheidung gegen G8 eine wichtige Rolle gespielt, betonte Frenzl. G8 bedeutet, dass die Zeit auf dem Gymnasium auf acht Jahre bis zum Abitur verkürzt wird. Durch die Zusatzangebote an der Gesamtschule sei die Belastung für die Gymnasiasten allerdings zu hoch gewesen. „Ich den siebten Klassen hatten wir 36 Pflichtstunden. Das bedeutet die Schüler hatten an drei Tagen Nachmittagsunterricht“, erklärte Frenzl. Deshalb hatten Eltern und Lehrer in der Schulkonferenz entschieden, wieder auf G9 umzusteigen (wir berichteten). Bei einem Rundgang durch die Schule gab Frenzl den CDU-Mitgliedern einen Überblick über den Fortschritt der Bauarbeiten. Wie berichtet saniert der Landkreis als Schulträger das komplette Gebäude von Grund auf. Die Christdemokraten zeigten sich begeistert von den neuen Klassenräumen und der hellen und freundlichen Gestaltung der Flure. Frenzl beantwortete viele Fragen der Parlamentarier. Bei einer Frage musste er schmunzeln, es ging um den Schulgarten. „Tja, anhand dieses Gartens kann man derzeit gut sehen, wie sich die Natur selbst hilft“, sagte der Schulleiter und bedauerte es gleichzeitig, dass eine Pflege derzeit wegen Personalmangel nicht möglich sei. Dafür blüht eben das multimediale Arbeiten an der Gesamtschule. Die Auszeichnung zur Schule des Jahres soll am 6. November in Wiesbaden stattfinden, so Frenzl. Der Preis wird übergeben von Kultusminister Jürgen Banzer. Mehr zur Battenberger Gesamtschule lesen Sie in der FZ vom 17. Oktober.

Veröffentlicht am 16.10.2008 18:30 Uhr
Zuletzt aktualisiert am 16.10.2008 18:30 Uhr